Im Biathlon-Weltcup konnte man es nun zum wiederholten Male beobachten: Bei der WM hätte Emilien Jacquelin nach dem verpatzten zweiten Schießen (es wird insgesamt 4x geschossen) im Massenstart am liebsten aufgegeben und lief das Rennen nur widerwillig und lustlos zu Ende. Im Weltcup stieg dann Johannes Kühn nach 5 verfehlten Scheiben beim abschließenden Stehendschießen im Sprintrennen aus. Das Verhalten wurde z.B. gerechtfertigt mit dem Argument "Für die Verfolgung hätte es eh nicht gereicht.". Die Kommentatoren hingegen kritisierten die Rennaufgabe und verwiesen u.a. auf die Vorbildfunktion für den Nachwuchs.
Auch ich kann unseren jungen VereinsathletInnen nur mit auf den Weg geben, dass eine schlechte Teilleistung nie ein Grund sein darf, einen Wettkampf vorzeitig zu beenden. Sonst müssten zahlreiche Sportler, die regelmäßig die hinteren Plätze belegen (egal ob im Profi- oder Amateursport), bei nahezu jedem Rennen aufgeben, da sie sowieso keine Chance auf den Sieg oder einen Podestplatz haben. Außerdem weiß man nie, was ein Wettkampf für den einzelnen Sportler bereit hält: Jedem Athleten kann ein Missgeschick unterlaufen, wodurch er nicht seine Bestleistung erbringen kann. Tritt ein solches Missgeschick ein, gilt es, trotzdem fokussiert zu bleiben und seine maximale Leistung bis zum Ende abzurufen. Mental macht es für die Zukunft einen großen Unterschied, ob ich meiner Enttäuschung bereits während des Wettkampfes freien Lauf lasse und aufgebe oder ob ich die schlechte Teilleistung akzeptiere, abschüttle und bis zum Schluss alles gebe. Denn auf diesem Weg kann jeder Sportler und jede Sportlerin sehr viel über sich lernen und für den zukünftigen Weg mitnehmen. Wie gehe ich mit Niederlagen um? Ziehen sie mich runter und wechsel ich in die "Jetzt-erst-recht"-Mentalität? Die Entscheidung, ob ein Wettkampf im gesamten betrachtet gut oder schlecht war, richtet sich nicht nur nach der Endplatzierung, sondern auch nach der Art und Weise, wie dieser vorgetragen wurde, denn daran sieht man auch den Charakter eines Sportlers / einer Sportlerin (oder eben auch nicht).
Stephan Morgenstern
Mentalität ist erlernbar und daher freuen wir uns, mit unserem Biathlontrainer Stephan einen zertifizierten Sportmentaltrainer in unserem Verein zu haben. Wer Interesse an einem Mentaltraining hat, kann gern auf ihn zukommen.
PS: Auch neben der Wettkampfstrecke steht man hin und wieder vor der Entscheidung weiterzumachen oder den leichten Weg zu gehen. In diesem Sinne an dieser Stelle ein großes Dankeschön an unseren Vereinsvorstand Dietmar für sein Durchhaltevermögen bei der Planung und Abstimmung zum Neubau unseres im Dezember 2018 (!) abgebrannten Schützenhauses. Der Verein ist weiterhin zuversichtlich, dass es dieses zukünftig geben und daran hat Dietmar einen sehr großen Anteil, auch wenn er sich in seiner privaten Zeit schönere Dinge vorstellen könnte...